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teschelin, biutel, aumônière, alms purse
Die Kleidung im Mittelalter besaß überwiegend keinerlei Taschen. Auf mittelalterlichen Miniaturen und bei archäologischen Fundstücken fallen immer wieder die prächtig bestickten aumônières auf: Der Vorläufer unserer Geldbörse diente ursprünglich beim Kirchgang zur Verwahrung milder Gaben für die Armen. Im Mittelalter war das Austeilen von Almosen weit verbreitet, da man sich mit der Mildtätigkeit, welche man als wesentlichen Bestandteil des christlichen Glaubens sah, einen sicheren Zugang zum Himmelreich zu erkaufen gedachte. Im Reliquienbeutel hingegen verwahrte man, wie der Name schon sagt, „Splitter vom Kreuze Jesu“ oder Stücke vom „Leichentuch Christi“ u.s.w.. Unumstritten ist, dass für Männer wie für Frauen der höheren Stände die beschriebenen Beutel je nach Reichtum zudem ein modisches Accessoire darstellten. Sie bestanden aus Seide, Wolle, Brokat, Leinen, Seidensamt, Baumwolle oder Leder, und besaßen einen rechteckigen oder trapezförmigen Zuschnitt. Darüber hinaus waren die Bittstellerbeutel beliebte Geschenke von Herren an ihre angebeteten Damen, was erklärt, weshalb sie neben Religiösem vor allem typisch höfische Minneszenen darstellten. Dabei griff man im Hochmittelalter gerne auf bereits bekannte Motive zurück. Ein bedeutendes Herstellungszentrum von kunstvoll bestickten Beuteln war vor allem in Paris ansässig.
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