1050-1250 Frühmittelalterliche Wikingergewandung ca. 500 – 1050 n. Chr. (altnord.)
So oder ähnlich könnte das Gewand der Asa Haraldsdottir, Königin von Vestfold/ Norwegen aus dem osuberg- Schiffsgrab von 834 n. Chr. ausgesehen haben:Über dem hemdartigen kyrtill, das mit Silberlahn im Ösenstich gesäumt wurde, trage ich ein stoli im norwegischen Stil aus rotem Leinen. Die obere Kante ziert eine kammgewebte Borte, den unteren Saum die typische „Rettungsring“- Stickerei, welche auf Fragmenten aus diesem sowie in birka- Gräbern gefunden wurde. Gehalten wird das Trägerkleid mit zwei Schildkrötenfibeln, an welchen ein Schmuckgehänge, bestehend aus drei Glas- und Silberperlenketten, befestigt ist. Den halbkreisförmige feldr aus königsblauer Schurwolle habe ich passend mit Polarfuchs verbrämt und mit brettchengewebter Borte verziert.
Mein holder Gatte trägt hier ein Gewand mit Stickereien, wie sie auf Funden des Kammergrabes von mammen bei Viborg in Jütland/ Dänemark um 970 n. Chr. zu sehen sind: Die Seidenblende am Saum seines rokkr wurde mit einer prächtigen Akanthusranke bestickt, die Säume der Ärmel ziert ein Schädelmotif und den eckigen Halsausschnitt eine kammgewebte Borte, gesäumt von einer Seidenkordel. Die Woll- brok habe ich nach dem ehemals dänischen torsbjerg mose- Fund aus dem 3./ 4. Jh. n. Chr. geschneidert. Der feldr aus rotem Schurwoll/Kaschmirgewebe wurde mit Waschbär- Bauchfell verbrämt. Geschlossen wird der Mantel mit einer zweiteiligen Bügelfibel aus Bronze, wie man sie u.a. in gummersmark/ Dänemark gefunden hat. Am Halsausschnitt entlang der Pelzborte habe ich goldfarbene Metallscheiben angebracht, da man auf der Brust des Häuptlings eben solche entdeckt hatte.
Hier trägt eine meiner Kundinnen eine strukturierte roba mit einem traditionellen stoli aus kaffeebraunem Leinen nach Funden in birka und heidabyr aus dem 10. Jh. n. Chr.. Der Wikinger rechts trägt ein smokkr nach heidabyr, mit brettchengewebten Borten gesäumt, sowie eine einfaldr brok im Stil der rus oder væringjar.
Diese Art eines kaftan nach heidabyr aus dem 10. Jh. n. Chr., auch Klappenrock genannt, habe ich für einen Kunden aus reiner Schurwolle gearbeitet und mit Rotfuchs verbrämt.
Hochmittelalterliche Gewandung ca. 1050 - 1250 n. Chr. (mhd.)
Meine Tochter wünschte sich vor einiger Zeit Eowyns Schildmaid- Gewand aus Peter Jacksons „Herr der Ringe – Die zwei Türme“ als Tanzkleid, jedoch nach historischem Schnitt gefertigt und - wie das Original - mit geschlitzten und geschnürten Ärmeln versehen. Meine Rekonstruktion aus weißem Leinen besitzt ringsum Geren, welche für eine bequeme Weite sorgen.
Über dem Eowyn- Gewand trug meine Tochter diesen Leinen- kaftan mit kurzen Flügelärmeln. Als Vorbild diente der Fund in birka, vorne ist der kaftan mit Schnüren zu schließen und hat seitlich zusätzlich Zierschnürungen, der Kragen wurde mit Nerz verbrämt. Diesen kaftan biete ich für 130 € zum Verkauf an, da sie sich ein komplett neues Tanzkleid schneidern möchte.
Diese Kundin wünschte sich eine slawische Tracht aus der Zeit um 1200 n. Chr.: Über dem bliõt aus zartblauem Leinen trägt sie einen kurzärmeligen kaftan aus nachtblauem Leinen, welcher komplett gefüttert und mit floralen Baumwollblenden geschmückt ist. Der mit Waschbär- Bauchfell verbrämte Halsausschnitt wird mit einer prächtigen Messingschließe geschlossen.
Zu diesem malvefarbenen bliõt inspirierte mich eine Darstellung der „thronenden Ecclesia“ aus einem Festtags- Evangeliar des 12. Jh. n. Chr.: Die wadenlangen Schleppärmel wurden mit himbeerfarbenem Seidenchiffon gefüttert und die Oberärmel aus lindfarbenem Stickereisatin mit Rocailles und Glasstiften handbestickt. Sämtliche Säume habe ich mit Posamentenborte verziert und mit Perlen versehen, ebenso der überlange Prachtgürtel.
Diese chainse (altfrz.) habe ich für eine Kundin nach dem Gewand der hl. Elisabeth von Thüringen (vor 1230) aus Seiden/Leinenkrepp mit überlangen Ärmeln gearbeitet. Den Saum ziert eine Seidenglanzborte, der Halsschlitz wird mit einem Silberknopf geschlossen.
Dieses gewant wurde nach dem selben Schnittmuster wie das obige gefertigt, allerdings aus einem fliederfarbenen Schurwolle/Leinengewebe. Sämtliche Säume sind mit einer edlen Jacquardborte verziert. Der hochmittelalterliche Prachtgürtel aus Seide und Borte wurde von Hand mit Perlen bestickt.
Diese suckenÆe ist der Buchmalerei „Herr Otto vom Turne“ (Tafel 64) aus der Manessischen Liederhandschrift (1305 - 1340) nachempfunden. Das feine rosefarbene Seiden/Leinengewebe ist wie die Vorlage mit zarten Querstreifen durchwebt. Die Blenden und das Futter der Tütenärmel sind aus changierender Taftseide.
Zu diesem kurzen surkæt inspirierte mich die Verfilmung von Franco Zeffirellis „Hamlet“ mit Mel Gibson und Glenn Close. Letztere trug als Königin Gertrude ein perlenbesticktes Übergewand, die Seiten mit Schnüren geschlossen. Als historische Vorlage diente mir das Kleid der Maria von Kastilien (*1230 – †1235). Das damastene Vorderteil bekam - wie das Original aus dem Film - eine Goldstickerei im Kettstich sowie eine Schnürung mit der „Schlaufenmethode“, auf Nestellöcher wurde der Korrektheit halber verzichtet. Dieses surkæt biete ich zum Verkauf für 150 € an.
Auf Kundenwunsch habe ich diesen 2/3– Mantel so mit Abnähern versehen, dass die gesamte Front schließt. Er wurde aus brombeerfarbenem Walkloden gearbeitet und am unteren Saum mit Nerz verbrämt. Am Halsausschnitt bildet ein zierlicher Pelzkragen den passenden Abschluss.
Diesen Herren- roc habe ich nach dem Moselund- Fund, der aus der Zeit um 1100 n. Chr. stammt, gearbeitet. Am unteren Saum wurde er mit einer antiken Webbordüre versehen, welche das Wappen von Tirol - einen roten Adler - darstellt.
Diesen gardekors (altnord.) mit Schlupfärmeln habe ich nach dem steinernen Grabmal des Prinzen Philipp Dagoberts in der Abteikirche von Saint- Denis (*20./21. Februar 1222 - † 1232) gearbeitet. Bemerkenswert ist der asymmetrisch über dem Schlüsselbein angeordnete Halsschlitz, wie man ihn auch bei der tunicella aus Palermo von 1140 - dem kaiserlichen Krönungsornat - findet.
Anlässlich des Jubiläums der Verleihung der Stadtrechte an Rockenhausen im Jahre 1332 durch Kaiser Ludwig bekam ich den Auftrag, des „Kaisers neue Kleider“ zu nähen: Vorbild für diese dalmanke war die Adlerdalmatika der römisch- deutschen Kaiser, eine oberdeutsche Arbeit aus chin. Seide und Damast des frühen 14. Jh.. Meine Rekonstruktion aus bordeauxfarbenem Jacquardgewebe wurde nach dem Schnitt des Originals gearbeitet und an den Nähten und Säumen mit Brokatborte verziert. Den Halsausschnitt schmücken Perlenstickereien.
Diesen Krönungsmantel hab ich nach der pluviale (lat.) der römisch- deutschen Kaiser genäht, welcher wahrscheinlich zur selben Zeit wie die tunicella in Sizilien entstanden ist. Den Radmantel aus Baumwollsamt habe ich mit Brokatborte gesäumt.
Spätmittelalterliche Gewandung ca. 1250 - 1500 n. Chr. (mhd.)
Diese kothardi (altnord.) sowie das Unterkleid habe ich nach dem Schnittmuster der goldenen Hochzeitsrobe der Margarethe I. Valdemarsdottir (*1353 † 28. Oktober 1412), Königin von Dänemark, gearbeitet. Die weiße Leinen- kothardi besitzt angenestelte knöpfbare Ärmel aus antikem, rostrotem Damast aus Holland. Die Nestellöcher wurden handgenäht. Das Überkleid aus zartblauem Leinen wurde mit Batist- Ärmelschleppen versehen. Das Vorderteil wird mit gestielten Knöpfen nach altem Vorbild geschlossen. Verziert wurde dieses Gewand mit Jacquardborte, antiker Brokatborte, Glasperlen und Pelzmuffen aus Kanin.
Hier ein langes surkæt mit tiuvelisch venster und Gehschlitz nach der 1480 in Brüssel entstandenen Tapisserie “La dame à la licorne - l'ouïe“, welche heute im Museum von Cluny zu bestaunen ist. Die Robe wurde aus orangerotem Kunstseiden- Brokat und reiner Wolle gearbeitet, die Ärmellöcher sind mit Webpelz verbrämt und mit Posamentenborte verziert. Das Vorderteil habe ich mit antiken Glassperlen bestickt.
Dieses kurze surkæt mit tiuvelisch venster habe ich nach dem Gemälde eines unbekannten flämischen Meisters, um 1400, gearbeitet. Die Robe wurde aus schokobraunem Kunstseidendamast und Baumwollsamt gearbeitet, die Ärmellöcher sind wie das lange surkæt mit Webpelz verbrämt und mit Posamentenborte verziert. Das Vorderteil habe ich mit Glassperlen bestickt. Dieses Ausstellungsstück biete ich für 120 € zum Verkauf an.
Für diesen mantel stand die Plastik der Uta von Ballenstedt im Naumburger Dom aus dem Jahre 1260 Pate. Typisch für diese Zeit ist der große Schalkragen, hier aus Pelz gearbeitet, der übrige Mantel ist aus feinster Mantelwolle.
Diese Kundin wünschte sich ein taubenblaues Tanzkleid im Stil einer kothardi aus dem flandrischen Alexanderroman (1338 -13 44) von Jehan de Grise: Die Zierschnürung wurde mit handgenähten Nestellöchern versehen, die Handschlitze mit Perlen bestickt und sämtliche Säume mit Metallborte verziert.
Passend hierzu erhielt ihr Tanzpartner eine hüftlange kothardi in demi- parti, wie sie in der „Hochzeit“ von Nicolo da Bologna (um 1350) zu sehen ist, mit Hüftgürtel und gezaddeltem Saum. Front und Ärmel werden mit gestielten Knöpfen geschlossen.
Dieser Kunde trägt eine samtene houppelande nach dem Gewand von Johann von Görlitz (* 22. Juni 1370 † 1. März 1396). Allerdings habe ich diese mit perlenbestickten Ärmelschlitzen, Pelzverbrämung und Prachtgürtel versehen. Darunter ist eine kothardi aus Baumwollsatin mit hohem Stehkragen zu sehen.
Diese Rekonstruktion eines wõfenroc basiert auf einer Umrisszeichnung des steinernen Grabmals des Hugh le Dispenser, *1308 † 1349 aus dem Jahre 1863. Sie wurde wie das Original im Schachbrettmuster genäht und mit Leinen gefüttert. Sämtliche Säume sind mit Pelz verbrämt, die Brust ziert das Wappen des Trägers.
Gewandung der frühen italienischen Renaissance 1400 - 1500 (ital.)
Und dies ist mein neues Tanzgewand: Eine florentinische Robe, wie man sie aus Zeffirellis „Romeo & Juliet“ kennt, den Fresken von Domenico Ghirlandaio und Gemälden Sandro Botticellis aus dem 15. Jh. n. Chr. nachempfunden. Für das camicetta habe ich historische Schnitte der italienischen Frührenaissance verwendet. Das gleiche gilt für die gamurra: Angelehnt an die Satinrobe von Charles the Bold,† 1477 nähte ich dieses Kleid aus Baumwolle/Seidendamast, für die Versteifung des Miederteils wendete ich lediglich die Quilttechnik an und kam somit ganz ohne Miederstäbchen aus. Für die „Leiterschnürung“ sowie die Ärmelverbindungen habe ich schwarze Samtbändchen verwendet. Ärmel und Oberteil sind komplett gefüttert und mit Brokatborte verziert. Den Halsausschnitt und die Ärmelsäume habe ich mit echten Süßwasserperlen bestickt. Das Muster des orangefarbenen Damasts gibt ein in der italienischen Renaissance sehr beliebtes Ornament wieder, die „italienische Artischocke“. Die gegürtete giornea wurde aus magentafarbenem Seidensamt gearbeitet und mit dem Damast der gamurra gefüttert. Den unteren Saum schmückt eine mit Glasperlen bestickte Brokatborte, den Halsbereich habe ich ebenfalls mit Perlen verziert. Auf einem der Fresken Ghirlandaios trägt dieser seinem Namen alle Ehre: Die Seitenschlitze seines Modells zieren Girlanden aus seidenen Blättern. Dieses Motiv hat mir so gut gefallen, dass ich es in Form einer Ranke aus gestickten Ornamenten für mein Übergewand übernahm und ebenfalls die offenen Seiten damit zierte.
Mein holder Gatte erhielt ebenfalls ein florentinisches Tanzgewand, bestehend aus einem camicia, nach einem deutschem Fund gearbeitet, und einem farsetto aus rotem Kammgarn nach dem wams von Charles the Bold und Gemälden von Piero della Francesca. Dieses italienische doublet wurde - wie seine Vorläufer aus dem Militär - an den schützenswerten Stellen abgepolstert und gequiltet, was dem ganzen die Form einer aufgeblähten Brust eines balzenden Täuberichs verleiht. Front sowie Ärmel werden mit gestielten Messingknöpfen mit Löwen- Konterfei geschlossen. Die männliche giornea aus ägyptischem Baumwolle/ Seidengewebe mit persischem Botehmuster habe ich nach einem Fresko von Andrea Mantegna aus dem 15. Jh. gearbeitet und mit Seidensatin gefüttert. Als Schmuck dienen eine antike Brokatborte sowie ein perlenbestickter Prachtgürtel.
Gewandung von der Renaissance bis zum späten Barock 1500 – 1770 n. Chr. (mhd.)
Diese historisierte Uniform war ein Großauftrag der Stadtwache Meisenheim, zeitlich angesiedelt im 17. Jh. n. Chr., bestehend aus samtenem wams und gestreifter pluderhose. Beide sind schnitt- technisch der Hochzeitsrobe von Moritz von Sachsen aus dem Jahre 1548 nur angenähert, da der Schwerpunkt der Rekonstruktion nicht auf der historischen Korrektheit, sondern der Alltagstauglichkeit der Robe lag.
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